Halleluja! Ich geh’ ins Kloster…

Himmlische Auszeit gefällig? Das Kloster Drübeck im Harz ist perfekt dafür!

Während meiner kleinen Harzreise auf den Spuren von Goehte, Heine & Clooney habe ich nicht extatisch auf dem Brocken zwischen Hexen, Teufeln und Kobolden getanzt. Viel besser: Ich bin in aller Seelenruhe gewandert, habe Heines „Harzreise“ angefangen (wenn man schon mal den Heine-Weg wandert…) und mich in den Ilsefällen abgekühlt. Und das Beste kommt wie so oft zum Schluss: Die letzten 24 Stunden der Pressereise darf ich im Kloster Drübeck in Ilsenburg verbringen. Ich habe mich zugegeben nie sonderlich für Kirchenarchitektur interessiert – und bin vor dem Aufenthalt etwas skeptisch. Aber kaum, als ich die dicken Steinmauern passiere und die beiden Türme der Klosterkirche St. Vitus sehe, überkommt mich bereits ein gleichzeitig ehrfürchtiges wie beruhigendes Gefühl.

Man spürt sofort, dass das hier ein ganz besonderer, fast schon magischer Ort ist. In dem man nicht auf weltliche Genüsse verzichten muss: Wir beginnen mit Iced Coffee, Schokokuchen, Stachelbeerbaiser- und Himbeertorte. Das Klostercafé steht strategisch günstig am Eingang – und ich bin ziemlich froh, kein Fastenseminar gebucht zu haben. Dann geht es über die Klosteranlage zur massiven Domänenscheune, wo sich die Gästezimmer befinden. Meins hat ein Einzelbett und ist ungefähr so, wie ich mir eine „Klosterzelle“ vorgestellt habe – wenn auch größer und irgendwie neuer. Alles ist top modernisiert, aber der Charme und viele Details von früher wurden übernommen, wie zum Beispiel das Fachwerk und ein paar alte landwirtschaftliche Werkzeuge. Am meisten freue ich mich über den Garten vorm Fenster, ich will dort später schreiben, nehme ich mir vor. Überhaupt: Es gibt überall auf der Anlage kleine, stille Ecken. „Man kann sich gefühlt tagelang hier aufhalten“, sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Purucker, „und entdeckt doch immer wieder etwas Neues.“

Das ehemalige Benediktinerinnenkloster wurde 960 (!) erbaut; im 17. Jahrhundert wurde es zu einem Damenstift umfunktioniert – also einer Art religiöse Hausgemeinschaft für Frauen, die freiwillig und ohne Ablegung von Gelübden zusammen lebten und nach eine alternative Lebensform jenseits von Ehe und Familie praktizierten. Das Klosterleben war dabei viel komfortabler, als ich gedacht hätte: Hier lebten die meiste Zeit sechs „Kanonissen“, sie waren adlig, hatten ihr eigenes Personal und jede konnte in ihrem eigenen kleinen Garten sitzen, meditieren und Tee trinken, doch dazu gleich mehr. 1946 wurde das Kloster von der evangelischen Kirchenprovinz Sachsen übernommen und zu dem, was es heute ist: ein Erholungs- und Tagungszentrum. Man kann hier wohnen wie in einem Hotel (49 bzw 39 Euro pro Person im Einzel- bzw Doppelzimmer, weitere Preise findest Du hier) – das Kloster liegt strategisch günstig am Klosterwanderweg zwischen Quedlingburg und Goslar (95 Kilometer, über 12 Klöster).

Eine verwunschene Welt, wie in „Alice im Wunderland“

Nach einer kurzen Führung kann ich mich kaum entscheiden, wo ich die nächsten Stunden verbringen soll. Bei der riesigen Sommerlinde, die im Hof steht und die aus sieben zusammen gewachsenen einzelnen Linden besteht? In einem der vielen angelegten Gärten? In der schattigen Hauptkirche? Wieder im Klostercafé? Nein, das Wort „Hängemattenwiese“ ist mir eben bei der Führung im Kopf hängen geblieben: Auf der Streuobstwiese nebenan sind lauter Hängematten gespannt, außer dem Blöken der Schafe hört man nichts. Ich bin kein Tagsschläfer, weil ich immer Angst habe, etwas zu verpassen. Aber in ein paar Minuten bin ich weggeratzt. Anschließend zieht es mich zu den Gartenanlagen. Es gibt nicht nur einen weit duftenden und üppig bepflanzten Klostergarten, der die Kräuter und Gewürze für die Küche liefert.

Hier kann man schaukeln und auf Bäume schauen oder …zzzzzz…
Klostergarten ll
Klostergarten ll
Schade, dass Ihr das nicht riechen könnt!

Dann ab zu den eben angesprochenen ehemaligen Gärten der Stiftsdamen: Ein jeder der sechs Gärten hat ein kleines Gebetshaus, mit Tisch, Stühlen oder Sesseln und Fotos vom Kloster früher oder gepresste Blumen an den Wänden. Gleich könnten die Herzkönigin und die Grinsekatze aus „Alice im Wunderland“ aufkreuzen. Hinsetzen, Durchatmen, ein paar Gedanken aufschreiben – wie gut auch, dass ich keinen Handyempfang habe (gegen die dicken Klostermauern hilft das W-Lan für Notfälle, aber ich genieße die Zeit im Funkloch, das kommt ja auch nicht oft vor …

Nach dem Abendessen außerhalb – in der ziemlich großartigen Nagelschmiede by Christian Meyerding-Schmidt in Ilsenburg freue ich mich sehr auf den Ausklang im Garten. Erst lese ich weiter in der „Harzreise“ von Heinrich Heine, als es dunkel wird, schreibe ich weiter an einer Kurzgeschichte, die mir seit Tagen im Kopf rumspukte – zwar kein Heine-Niveau, aber ich fühle mich durch die Stille und diese beruhigende Atmosphäre top-inspiriert! Es ist zu schön ins Bett zu gehen – und so falle ich erst um halb Zwei, aber sehr, sehr zufrieden in mein Klosterzimmerbett, um mich zumindest ein bisschen für den nächsten Tag zu erholen.

Gute Nacht? Noch nicht!

Für diese Reise wurde ich freundlichst eingeladen von Ilsenburg Tourismus und dem Kloster Drübeck. Mehr Infos über das Kloster und die verschiedenen Seminare und Übernachtungsmöglichkeiten findest Du hier.

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