Hab den Supersee gefunden

Zum glasklaren Krebssee bei Mölln kommt man nicht sooo leicht. Aber das hat auch sein Gutes: Man hat die Oase mitten im Wald fast für sich allein

Beste Lage, wenn man ihn erstmal gefunden hat!

Links, rechts, geradeaus…? Das iphone-Navi ist genauso lost wie wir. Da steht man nun und weiß nicht, wo dieser eine Parkplatz zwischen Wald und Feld zu finden ist, von dem aus man zu dem angeblich sehr schönen und sehr verwunschenen Krebssee laufen kann. Etwa 50 Minuten haben wir bis in die Einöde in der Gemeinde Lehmrade bei Mölln gebraucht – aber nächstes Mal werden wir dann wohl eine Fahrradtour machen. Genug genöhlt, die Umgebung hier ist schon mal ziemlich hübsch. Und wenn ich es mir recht überlege, ist es sehr lange her, dass ich mich verlaufen oder verfahren habe, und meistens findet man ja dann immer etwas Neues oder Unerwartetes. So passieren wir noch den Drüsensee und den Lüttauer See und ich recherchiere im Beifahrer-Modus über die Gegend des Hellbachtals hier und dass es sich bei dem Krebssee um ein so genanntes Toteis-Loch handelt: Als die Gletscher schmolzen bildete sich Schleswig-Holsteins Seenlandschaft. An einigen Stellen überdauerte noch gefrorenes, so genanntes Toteis sehr lange im Boden, bis es irgendwann schmolz. Sehr vereinfacht gesagt…

Wir schmilzen auch gleich, fühlen uns aber äußerst lebendig, wie es sich für einen heißen Hochsommertag gehört. Wir finden dann auch endlich den Parkplatz „Tiefe Kuhlen“, von dem aus wir ca. zwei Kilometer zu dem ausgeschilderten See laufen. Durch einen echt schönen Mischwald! Ich hatte ja vorher nur das Gewässer und die Abkühlung im Kopf, jetzt bin ich ganz angetan von dem kleinen Waldspaziergang dorthin. Waldbaden bekommt hier eine ganz neue Bedeutung oder sagen wir: Erst Waldbaden, dann Schwimmen! Man sieht den See durch das Blätterwerk hindurch: Ein bisschen unzugänglich, aber richtig schön, wie er da in der Sonne glitzert. Der Krebssee ist fast pflanzenfrei bis auf Schilf und ein paar Seerosen, dadurch nährstoffarm und einer der saubersten Seen in ganz Norddeutschland. Verblüffend, dass er auch jetzt im August noch so verdammt klar ist.

Auf den ersten Blick eine klare Sache: Den mag ich!
Waldbaden und Schwimmen – I mean…

Es gibt nur eine offizielle Badestelle: ein kleiner schmaler Sandstrand mit Bank, Mülleimer und Infoschild. Wir sind natürlich nicht die einzigen – der Krebssee ist offensichtlich total beliebt bei Radfahrern auf ihrem Ausflug durch das Hellbachtal. Aber, ein Glück, für die meisten anderen ist er vermutlich zu versteckt oder seine Seen-Kollegen in der Nähe bieten mehr Platz, es sind außer uns nur eine Handvoll Menschen hier. Und die meisten wollen schnell weiter auf ihrer Radtour. Neben der Sandfläche sind auch ein paar versteckte Buchten, von denen aus man sehr leicht ins Wasser kommt. Also erst mal: Nix wie rein! Ich würde sagen, etwas überhitzt in einen kühlen See zu springen, gehört ganz klar in die Top 3 aller Erlebnisse. Und dann noch zwischen Bäumen, wow!* Man schwimmt hier mit Brassen und Karpfen, die man auch echt gut beobachten kann. Die namensgebenden und angeblich hier noch lebenden Flusskrebse sehen wir leider nicht.

Man kann easy zur anderen Seite schwimmen, der See ist an der schmalsten Stelle etwas über 200 Meter breit. Und vermutlich könnte man einen großen Schluck nehmen, so sauber sieht das Wasser aus. Dann eine Runde schlummern und lesen am Ufer, die Stimmung hier ist – und das meine ich positiv – äußerst einschläfernd! Die Spazierrunde um den See wird auf später vertagt, die anderen Badeseen zu erkunden auch, jeder verdient schließlich einen eigenen Ausflugstag. Und wir fühlen uns zugegeben zu wohl und zu träge für Spazier- und Wanderaction.

Ich glaub, wir haben den schönsten See im Norden gefunden!

Nach aussführlichem Nachmittagsschläfen machen wir Picknick mit den mitgebrachten Stullen – es wird augenblicklich von einer Armada ziemlich penetranter Wespen gestört. Aber mir fällt dann immer ein, dass ich erst einmal von einer gestochen wurde, als sie mir unters T-Shirt geflogen war vor ca. 35 Jahren. Und so bleibe ich halbwegs entspannt, die wollen ja auch nur easy Futter. Und als alles nichts mehr hilft entpuppen sich die Brotdosendeckel als beste Vetreibungsmaßnahme. Wie jeder gute Tag am See scheint die Zeit erst stehen zu bleiben, um dann nur umso schneller dahinzufliegen. Oder wer hat an der Uhr gedreht? Wir laufen noch ein bisschen durch den kleinen Zauberwald, lauschen einem massenhaft besetzten Grillenkonzert und latschen ziemlich erholt und mit einem dicken Grinsen zurück zum Parkplatz.

Erst bleibt die Zeit stehen, dann fliegt sie dahin

Infos: Der Krebssee ist Teil der Lauenburgischen Seenplatte im Hellbachtal. Wie die anderen Seen sind, weiß ich noch nicht, aber Ihr erfahrt es natürlich als Erste! Es empfiehlt sich ab Hamburg ein Auto, eine Radtour oder Ihr macht eine Wanderung durchs Hellbachtal von zB Mölln aus. Zwei schöne Touren werden hier näher beschrieben.

*Ich würde Dir allerdings an dieser Stelle immer empfehlen, Dich vorher etwas abzukühlen, zb indem Dich Deine Begleitung nass spritzt. So kann sich Dein Körper an den Temperaturunterschied gewöhnen und Dir bleibt nicht das Herz stehen.

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2 Kommentare

  1. Boerries Kaminski

    Ich kann dem Bericht nur zustimmen. Der See ist für uns schon seit langem ein bevorzugtes Ausflugsziel. Leider wird die Naturoase aber in jüngster Zeit vermehrt durch Gummiboote, Luftmatrazen und Stand up Paddling empfindlich gestört. Man ignoriert die Durchfahrtverbotszeichen und fährt mit dem eigenen Wagen so nahe wie möglich an den See heran, weil der längere Fußweg zu mühselig erscheint. Es sind immer die Wenigen, die ohne Rücksichtnahme, sich über alles hinwegsetzen.

    • Roland Rödermund

      Das finde ich auch nervig. Berichte wie meiner tragen natürlich auch dazu bei, dass versteckte oder weniger bekannte Seen von mehr Menschen besucht werden. Ich habe mich deshalb schon vor einiger Zeit dazu entschieden, keine Reiseempfehlungen mehr zu geben oder Orte zu taggen – hinterher ist man immer schlauer. Verstehe aber solche Leute auch nicht (getoppt nur durch die, die ihren Müll überall rumliegen lassen). Viele Grüße & schönen Sommer

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